Christine Boschi vom wieselnetz.ch

Vielseitige Startveranstaltung

12.05.2024

Sie leben oft unbemerkt in nächster Umgebung, die kleinen Musteliden, wie sie im Fachjargon genannt werden. Zu dieser Familie gehören Mauswiesel, Hermelin, Iltis, Stein- und Baummarder. Allesamt Arten, die gemäss dem neu aufgelegten Atlas der Säugetiere in der Schweiz, auch bei uns im Michelsamt leben.

GESCHICKTE JÄGERIN
Wildtierbiologin Christina Boschi, bringt als Leiterin von Wieselnetz.ch viel Leidenschaft für diese kleinsten Räuber unserer Landschaft mit. Begeisterung, die mit Eintauchen in die Biologie und Verhaltensweise auch auf die Teilnehmenden übersprang. Interessant etwa, wie sich die Tiere mit der Evolution ihrem Beutespektrum angepasst haben. Etwa das Hermelin, das kaum 300 Gramm schwer, dank schlankem Körper praktisch überall hinkommt. Es gehört zu den effizientesten Mäusejäger unter und über dem Boden. Muss es auch, denn wer sich schnell bewegt, verbraucht viel Energie. Einen Bedarf, den das Hermelin mit durchschnittlich zwei Wühl- oder Schermäusen, die es durch einen schnellen Biss ins Genick tötet, täglich deckt.
Amphibien, vor allem Frösche, sind die Hauptbeute des Iltis, der gerne im Wald lebt und wohl auch deshalb nur selten zu beobachten ist. Dieser Räuber wirkt weniger beweglich und schnell als seine verwandten Arten. Seine Leibspeise sei ja auch weniger schnell auf den Beinen und müsse im boden mit der feinen Nase gefunden werden, so Boschi in ihren Ausführungen. Dass im Michelsamt über die letzten Jahre ein Netz von Waldweihern entstanden ist, biete beste Voraussetzung für dieses Tier des Jahres 2024. Charakteristisch seine Gesichtszeichnung und sein Rückenbuckel den er in der Fortbewegung zeigt.
Wie kann die Familie der kleinen Musteliden gefördert werden. Es brauche vor allem vielfältige Strukturen – wie Ast- und Steinhaufen, Feuchtstellen und Heckenelemente –, mit Korridoren, welche diese Strukturen vernetzen, empfiehlt Boschi. Für das Hermelin können Wieselburgen inklusive Geburtskammer gebaut werden, welche die Tiere sehr rasch in Anspruch nehmen.

WILDE GÄRTEN – PARADIES FÜR VÖGEL
Im zweiten Teil des Abend erklärte Peter Knaus, Leiter Artenförderung Vogelwarte, dass es nicht viel braucht um guter Gastgeber für Vögel zu sein. Bereits durch einfache Massnahmen liesen sich Oasen für die Biodiversität schaffen. Vermodernde Holzklötze, flache Wasserbecken, kleine Ruderalflächen oder Hochstaudenfluren, dornen- und beerentragende Wildsträucher als Gartenabschluss. Entscheiden sei, dass die richtigen einheimischen Pflanzen für die Begrünung gewählt werden. Denn das Nahrungsspektrum der Vögel sei je nach Anpassung (Schnabel) unterschiedlich. So garantiere etwa die wilde Karde, dass der Distelfink – auch Stigliz genannt regelmässig zu Besuch im Garten ist. Oder mit Hirtentäschchen, Ackersenf, Nachtkerze, Brennnessel und Steinmiere wird dem Girlitz die bevorzugte Nahrung geboten.
Anstelle Rasenroboter und unbelebten „Steinwüsten“, mit wenig Aufwand, den richtigen Pflanzen und etwas Unordnung, der Natur etwas mehr Raum geben, sei ein probates Mittel für mehr Vielfalt im Garten das rasch Erfolg zeige, so die Empfehlung von Peter Knaus.

FÜR NATUR UND LANDSCHAFT
Den Schlusspunkt des Abends setzte der Verein NaturMichelsamt. Erst im März 2024 gegründet, will dieser der Natur eine Stimme geben, sich für Lebensräume und Landschaftswerte engagieren, eigen Projekte umsetzen und die Bevölkerung für Naturschönheiten begeistern. Interessierte sind eingeladen, im Verein aktiv mitzumachen oder diesen in seinen Zielen ideell zu unterstützen, so Margrit Lang-Galliker, Vorstandsmitglied der jüngsten BirdLife-Sektion. Geplant ist, der Bevölkerung künftige ein Veranstaltungsangebot, Exkursionen rund um Naturthemen anzubieten und Interessierten Gelegenheiten zu geben, selbst mit anzupacken und Teil der Naturförderung zu werden. So wird NaturMichelsamt Ende August zu einer Exkursion über die Baumeisterin Waldameise einladen, oder im kommenden Winter einen Kurs über das alte Handwerk des Besenbinden anbieten. HuWe

Bild: Christina Boschi, ihre Leidenschaft für die kleinen Raubtiere springt auf das Publikum über.